Samstag, 27. Dezember 2014

Hometown Rock ´n´Roll

Besuchen Sie mein Paralleluniversum – Eintritt frei !

Um es gleich vorweg zunehmen Ähnlichkeiten mit Orten oder Personen in der Wirklichkeit wären rein zufällig – zumindest die meisten.

Eine Ankündigung erregte meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ungläubig nahm ich zu Kenntnis, dass ein Profimusiker der auch noch bei einer von mir geschätzten Rockband spielt – die A2 verlassen will (freiwillig und/oder aus Unwissenheit) und hier in meiner Stadt live in einer kleinen Kneipe zu spielen.

Der Platz dort ist begrenzt vielleicht 50 – im Stehen, also um was zu sehen mindestens 1 Stunde vor Beginn da sein besser 1,5Std. Es gibt eigentlich viele mir noch bekannte „Musiker“, die sich bestimmt diese Chance nicht entgehen lassen.
Na ja um 19:30 gähnende Leere – ein paar Stammkunden, denen es sowieso egal war - ist – und sein wird wer da spielt. Soweit so schlecht, ich hätte mich gewundert wenn es anders wäre.
Die Show begann - anspruchsvolle Songs , brillant vorgetragen – leider musikalisch und textlich ein wenig zu anspruchsvoll für die meisten im Publikum. Es fehlte nicht nur die Bereitschaft auf die Musik einzugehen. Also der intellektuelle Zugang war versperrt – mich überkam der leise Verdacht er könnte zugemauert sein, oder war vielleicht schon im Bauplan nicht vorgesehen. Auf was für Gedanken man in fremden Welten doch kommt - very strange – oh sorry ich meine sehr seltsam.
Um in diese musikalische Welt ein zu tauchen reichten meiner Meinung nach auch rudimentäre Englischkenntnisse völlig aus. Das leicht alkoholisierte (reine Definitions-Sache) Publikum trug mit lauten nach Schlagersängern und Aufforderungsrufen alles zu geben ungemein zu Motivation der beiden Musiker bei. Selbige waren zu professionell um aufzugeben, aber selbst bei mir in der ersten Reihe verspürte ich sehr sehr stark den gedanklichen Wunsch, das Publikum auszutauschen. Mit der Zeit nahm ich die ersten Anzeichen vom Verlust der Muttersprache bei einigen Zuhörern wahr. Auch leichte Kontrollverluste der eigenen Wahrnehmung waren vermehrt zu diagnostizieren.

Auf dem Plakat stand auch Storyteller also ein Geschichtenerzähler – und die gewaltfreie Waffe mit unberechenbarer Durchschlagskraft wurde mit der Munition „Muttersprache“ (siehe oben) von Ferdy Doernberg (Multiinstrumentalist) also es geht um diesen Künstler und seinem Partner den Gitarristen Mike Mandel - hatte ich ja noch gar nicht erwähnt – das Beste kommt immer zum Schluss

Es wurden Geschichten in Songs verpackt die mir Tränen in die Augen trieben. Nach vorsichtigem
Antesten der, wie sich raus stellte nicht vorhandenen Schmerzgrenze des Publikums wurden die Jokes – sagen wir ein wenig britischer. Textzeilen wie „i dont like drunken people“ wurde umjubelt und für grandios befunden. Alles war am steigen – der Alkoholpegel und die erfrischende Direktheit der Texte. Es war Comedy at it´s best - CD reif.
Selbst als nach über 40 Minuten die Wahrheit mit einem Lächeln in den Raum gesungen wurde.
Zitat: Ihr wisst schon, das ich Euch die ganze Zeit eben etwas beleidigt habe Zitat Ende
wurde gegrölt geklatscht und mit dem Daumen nach oben allgemeine und teilweise lautstark auch individuelle Zustimmung manifestiert.
Die beiden Musiker waren und sind weltweit in vielen Ländern und Städten aufgetreten.
Aber ich glaube dieser Abend wird einerseits kopfschüttelnd andererseits mit einem „was war denn das“ so schnell nicht in Vergessenheit geraten.
Ich jedenfalls hatte einen äußerst vergnügten Abend mit genialen Musikern und einen sehr inspirierenden Publikum.
Ps.: Ich bin seit langer sehr langer Zeit mit einem lächelndem Grinsen durch die tote Stadt in the middle of nowhere nach hause gegangen.
Dann wachte ich auf und war mir plötzlich nicht mehr sicher, ob ich das geträumt oder erlebt hatte.
Mann Mann
AS